Mehr als ein Hotel in Innsbruck: Familienbetrieb und Lebensmittelpunkt

Der Familienbetrieb. Ein fast schon romantischer Begriff. Eine ganze Familie die zusammenhält, gemeinsam an einem Traum arbeitet, Hand in Hand, in guten wie in schlechten Zeiten. Dass hinter romantischen Bildern aber oft harte Arbeit, mühevolle Zeiten, stundenlange Diskussionen und leistenzerrende Spagate stehen, wissen jene die schon einmal den perfekten Heiratsantrag, oder das erste Date vorbereitet haben. Bei einem Familienbetrieb verhält es sich nicht anders.

Ein Schnellimbiss im Innsbrucker Stadtteil Pradl war der Ursprung

Erst unlängst war ich bei Familie Perger zu Besuch. Das war, wie bereits in einem vorangegangenen Text beschrieben, wie ein nach Hause kommen. Wir saßen im Eingangsbereich des Leipziger Hofes. Alles zusammen. Bei einem Kaffee. Wir unterhielten uns. Über die Anfänge des Hauses, als das heutige Hotel noch ein ganz normales Wohnhaus war. 1969 kam es in den Besitz der Familie. Eigentlich hätte eine Metzgerei daraus werden sollen. Doch im Stadtteil Pradl gab es schon sechs, sieben Metzger. Die waren mit der Idee natürlich alles andere als glücklich. Kurzerhand wurde neu geplant. An Fleischqualität und Kochkünsten mangelte es ja nicht. An Familie die mithelfen würde, ebenso wenig. So entstand in der heutigen „Defreggerstube“ dann doch ein Schnellimbiss. Und was für einer. Beliebt in der ganzen Stadt!

Die Olympischen Spiele als Grundstein für das heutige Hotel

Die zweite Olympiade in Innsbruck (1976) war daran „Schuld“, dass zum Schnellimbiss einige Gästezimmer dazu kamen. Der Grundstein für das heutige Hotel war gelegt. Ich nippe an meinem Kaffee und höre gespannt den Erzählungen zu. Wie Frau Perger und ihr Sohn Andreas sich abwechseln, sich gegenseitig immer wieder die Sätze beenden. Wie plötzlich längst vergessene Details wieder in Erinnerung kommen. Es sind schöne Geschichten, aber auch Geschichten voller Arbeit, voller Umbauten. Geschichten des Wandels. Eine bewegte Familiengeschichte. Ich frage nach und will wissen wie es ist, mit der eigenen Familie nicht nur unter einem Dach zu leben, sondern auch zu arbeiten.

Respekt, Dankbarkeit, Toleranz und Verständnis – ein Familienbetrieb

Das wichtigste, so wird mir erzählt, sei der gegenseitige Respekt. Diesen spüre ich während des ganzen Gesprächs. Vorsichtig, zurückhaltend begegnen sich beide anwesenden Generationen. Die jüngere spricht von Dankbarkeit gegenüber der älteren Generation. Was hier geleistet wurde, verdiene größte Anerkennung. Ohne der unermüdlichen Arbeit, könnte man auf nichts aufbauen. Die ältere Generation spricht von Offenheit, von Toleranz, von Vertrauen. Die Jungen sollen neue Impulse setzen, Fehler machen und eigene Erfahrungen setzen dürfen. Nur mit einem gesunden Miteinander, mit klaren Verantwortlichkeiten und einer ordentlichen Portion Mut, Zielstrebigkeit und vielen Gesprächen sei all das möglich. Zwei Generationen reichen sich die Hände.

Dass nun bereits die dritte Generation in den Startlöchern steht und das durchaus mit Begeisterung, verwundert deshalb wenig. Weder Erzähler noch Zuhörer. Dass es bei all der Arbeit auch mal zu Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten kommen kann, sei übrigens ganz normal. Immerhin ist das Hotel, mitten in Innsbruck, der Zentrale Ort und Lebensmittelpunkt für die ganze Familie. Ein Hotel als zu Hause. Für eine gute Stunde – auch für mich. Ich frage weiter nach. Doch dazu mehr in einem anderen Artikel.

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Von in Leipziger Hof